Straße der Menschenrechte in Nürnberg

... sind die Säulen unserer Gesellschaft – auch nach Corona /

Gedanken von Ingrid Hofmann zur derzeitigen Krise

April 2020 – Was wir im Moment erleben und aushalten müssen, übertrifft manches, was wir an globalen Katastrophen kennen. Aus den Geschichtsbüchern haben wir über die Spanische Grippe von vor 100 Jahren erfahren und vielleicht noch von Zeitzeugen über die Weltkriege des letzten Jahrhunderts gehört.  Aktuell gefährdet das Virus Covid-19 weltweit das wertvollste Gut, das wir haben: unsere Gesundheit. Aber nicht nur das. Die Maßnahmen, die politisch Verantwortliche ergreifen mussten und noch müssen, bedrohen Existenzen. Sie lassen Menschen verzweifeln, zwingen uns, unser tägliches Verhalten einer außergewöhnlichen Situation anzupassen – und dies bei zum Teil wunderschönem Frühlingswetter, was die Empfindungswelt surreal erscheinen lassen kann.

Als Arbeitgeberin treiben mich in den letzten Wochen vor allem zwei Fragen: Wie schütze ich so gut ich kann die Gesundheit meiner Mitarbeiter in Bezug auf das Corona Virus? Wohl wissend, dass auch Ängste und Sorgen die Mitarbeiter zusätzlich belasten. Die zweite Herausforderung lautet: Wie schaffe ich es, das Unternehmen durch diese schwere Krise zu führen, die nicht vergleichbar mit der Finanzkrise von vor 10 Jahren ist?

Ganz wichtig ist mir in diesen Tagen eine intensive Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Wir nutzen alle Kommunikationsinstrumente, virtuelle Videokonferenzen, Videobotschaften, Blogs und viele Telefonate, um Nähe zu schaffen, in einer Zeit der angeordneten Distanz von mindestens 1,5 Metern. Wir haben ein sogenanntes CAT-Team (Corona-Aktions-Team) mit Führungskräften aus mehreren Abteilungen gebildet, welches täglich die Lage neu bewertet und mit den Mitarbeitern über die unterschiedlichen Medien kommuniziert.

Gemeinsam versuchen wir, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, wobei jeder Niederlassungsstandort und jede Ländergesellschaft eine andere Situation hat. Wir sind sehr von Kurzarbeit betroffen, da z.B. in der Automobilindustrie die „Bänder stillstehen“. Gleichzeitig unterstützen unsere Mitarbeiter dort, wo Personal ganz dringend gebraucht wird. Sie arbeiten in vielen systemrelevanten Branchen z.B. in der Lebensmittelproduktion, in der Logistik, in Supermärkten, in Krankenhäusern oder in der Produktion von Gesundheitsprodukten.

Ganz herzlichen Dank an meine Mitarbeiter, wie auch an die vielen anderen Beschäftigten, die in dieser schwierigen Zeit jeden Tag ihren Job erledigen und dafür sorgen, dass zumindest unsere Versorgung gewährleistet wird. Gerade in dieser Extremsituation entwickeln wir, zusätzlich zu den sehr angesehenen Berufen in den lebensrettenden Bereichen, eine große Wertschätzung für die Verkäufer/innen, Paketzusteller/innen, Regalbefüller/innen, LKW/Fahrerinnen, etc. Sie sind im Moment die wichtigen Stützen unserer Gesellschaft. Hatten wir so eine Wahrnehmung auch schon vor wenigen Wochen?

Wenn wir erkennen, wie wichtig jeder von uns an seinem Platz ist und wir diese große Wertschätzung für unser Gegenüber bewahren, dann haben wir tatsächlich dazugelernt. Wenn Wertschätzung und Respekt wieder stärker Einzug in unsere Gesellschaft erhalten, dann werden manchem Hassprediger im Netz oder wo auch immer seine Grundlagen entzogen. Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus  werden dann vielleicht keine Resonanz mehr finden. Wir haben jetzt die Chance, wieder wahrzunehmen, was wirklich wichtig für unserer Zusammenleben ist. Es wäre schön, wenn wir nicht traumatisiert aus dieser Krise hervorgingen, sondern mit veränderten Werten und einer Wertschätzung gegenüber den wesentlichen Grundlagen einer funktionierenden Gesellschaft.

Straße der Menschenrechte in Nürnberg

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